Beim Adaptieren von alten Objektiven kommt es vorallem darauf an, dass das Auflagemaß des Objektives größer ist, als das der Kamera an der es verwendet werden soll.
Das Auflagemaß beschreibt den Abstand zwischen der Bajonett-Ebene des Objektivs und der Ebene auf der das Licht das Bild darstellen soll, also dem Film bzw. dem Sensor. Wenn der Unterschied im Auflagemaß groß genug ist, bietet er genug Platz einen entsprechenden Adapter zu nutzen. Ist der Abstand zu gering, muss im Adapter eine Ausgleichslinse verbaut sein, welche die fehlende Distanz durch eine Verkrümmung der Lichtstrahlen ausgleicht.
Bei der Auswahl des Adapters sollte man darauf achten, auf einen mechanisch gut verarbeiteten zurück greifen. Der Abstand der letzten Linse zum Sensor sollte auf 0,01mm genau sein, da sonst der Fokus auf „Unendlich“ verloren gehen kann.
Bei billigen Adaptern aus Fern-Ost besteht durch die machanische Ungenauigkeit sowohl die Gefahr des verlorenen Unendlichkeitsfokus, als auch des festgeklemmten Adapters. In diesem Fall schnappen die Federn im Adapter so rabiat zu, dass sich das Objektiv nicht mehr ohne die Zerstörung des Adapters lösen lässt.
Vorteile alter Objektive
Bei der Verwendung alter Objektive gibt es viele Vorteile.
Für mich ist der wohl wichtigste Aspekt bei der Verwendung eines alten Objektivs der neue Denkanstoß in Sachen Bildkomposition. Bei der Verwendung alter Objektive, bei denen man die Blende selbst einstellt und auch das Fokussieren eigenhändig übernimmt, muss man sich unweigerlich mehr mit der Situation und dem gewünschten Foto auseinander setzen. Hinzu kommt, dass die meisten Altgläser Festbrennweiten sind (Objektive ohne ZOOM). Man hat also auch weniger Spielraum was den Bildausschnitt angeht. Das führt wiederum zu einem größeren Bewusstsein für die Fähigkeiten des Objektives und dem gewünschten Ergebnis (Aber auch zu einem schweren Rucksack).
Auch der spezielle und eigenwillige Charakter jedes einzelnen alten Objektives spricht für sich. Es gibt Objektive die „knack scharf“ sind, wie das Zeiss Flektogon 20mm f2,8. Es gibt aber auch Objektive mit unfassbar schönem „Bubble Bokeh“ (Lichtkringel wie Seifenblasen) wie das Meyer Optik Görlitz Trioplan 100mm f2,8. Das Helios 44-2 hat wiederum einen „Swirl“ Effekt (Verdrehter Hintergrund). Und so hat jedes alte Objektiv seine ganz eigenen unperfekten aber wunderschönen Eigenschaften die man sich, je nach Situation, zu Nutze machen kann.
Zu den weiteren Vorteilen zählt sicherlich auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Ein Helios 44 Objektiv mit 58mm Brennweite und einer Blende von f2 gibt es auf Ebay schon um etwa 25€. Für ein entsprechendes „modernes“ Objektiv kann man hier sicher direkt eine Null am Preis hinzufügen.
Zu guter Letzt ist bei der Verwendung von alten Objektiven und Kamera Equipment auch immer ein großer Hauch von Nostalgie im Spiel. Sowohl mein Vater als auch mein Opa waren mehr als begeister davon, ihre alten Optiken wieder zum Leben erweckt zu sehen.
Welche Kamera eignet sich?
Grundsätzlich eignet sich jede digitale Kamera um in das Fotografieren mit alten Objektiven einzusteigen. Es gibt Adapter für alle „herkömmlichen“ digitalen Kameras mit wechsel Objektiven wie Sony, Nikon, Canon, Panasonic und Fuji. Das einzige Hindernis ist hier das Auflagemaß von Spiegelreflexkameras (wie oben beschrieben). Durch die Notwendigkeit des Spiegel-Mechanismus geht viel Platz verloren. Aus diesem Grund sind die vermeindlich besten Kameras für die Nutzung mit alten Objektiven die sogenannten „EVIL“ Kameras.
EVIL leitet sich von „Electric Viewfinder Interchangeable Lens“ ab und bedeutet: Elektronischer Sucher mit wechselbaren Objektiven.
Durch die Verwendung eines elektrischen Suchers (winziger Monitor) ist kein Spiegel mehr notwendig, der das Licht durch das Prisma ins Auge lenkt. Durch diesen Wegfall der kompletten Spiegelmechanik, hat eine EVIL Kamera ein sehr viel geringeres Auflagemaß als eine herkömmliche (D)SLR. Dieses geringe Auflagemaß ermöglicht die Verwendung von Adaptern, die groß genug sein können um die Verbindung vom Objektiv mit dem einen Bajonett und der Kamera mit einem anderen Anschluss herzustellen, ohne dabei eine Ausgleichslinse zu benötigen oder den unendlichkeits Fokus zu eliminieren.
Ob und wie gut sich eure Kamera zum Adaptieren alter Objektive eignet, könnt ihr in der jeweils zugehörigen Unterkategorie nachlesen.